Der neue Trend und was wirklich dahintersteckt
Windelfrei ist seit einigen Jahren in aller Munde. Eltern, denen Umweltschutz am Herzen liegt, suchen nach Alternativen zu Wegwerfwindeln und dem Waschen von Stoffwindeln. Windelfrei scheint dabei die Antwort zu sein. Doch was steckt wirklich hinter diesem Trend und ob Windelfrei auch für Sie die Lösung sein kann, erfahren Sie hier.
Nicht überall auf der Welt gibt es Windeln
Fangen wir an unsere Gewohnheiten zu hinterfragen, stellen wir schnell fest, dass Windelfrei nur in unseren Breitengraden ein neuer Trend ist. Denn Naturvölker, die abseits von uns vertrauter Zivilisation wohnen, haben keinen Zugang zu Wegwerfwindeln oder Stoffwindeln. Babys haben sie aber trotzdem! Was tun sie also, wenn ihr Baby seine Notdurft verrichten muss und nicht in eine Windel machen kann? Die Antwort ist denkbar einfach: Sie halten das Baby ab.
Abhalten um Baby nicht abzuhalten
Beim Abhalten bringen Sie die Knie Ihres Babys ganz dicht an seinen Körper und stabilisieren den Oberkörper mit Ihren Unterarmen. Gerade bei Neugeborenen ist das zu Beginn noch eine etwas wacklige Angelegenheit. Doch schon nach ein, zwei Tagen haben Sie den Dreh raus.
Durch die Position in der Hocke werden die Schließmuskeln zur Entspannung angeregt und Ihr Baby wird Kot und Urin absetzen. Auch das Saubermachen funktioniert in dieser Position wunderbar.
Wie weiß man, dass Baby mal muss?
In Kulturen, in denen Windelfrei Gang und Gäbe ist, verbringt ein Baby die ersten Monate ganz dicht am Körper seiner Mutter. In einem Tragetuch wird es überallhin mitgenommen und gehört von der ersten Minute seines Lebens an zum gesellschaftlichen Leben dazu.
Daher erkennen frischgebackene Mamas schnell, wenn ihr Neugeborenes unruhig wird. Es zappelt und quengelt und drückt so das Bedürfnis aus, dass sie sich erleichtern müssen. Mama weiß also, dass sie ihr Baby aus dem Tuch holen muss und ihr Baby abhalten sollte.
Wirklich niemals Windel verwenden?
Der Ausdruck Windelfrei mag etwas irreführend sein. Denn Eltern, die mit ihrem Nachwuchs Windelfrei betreiben, verwenden sehr wohl Backups in Form von Stoffwindeln oder Wegwerfwindeln. Viele bezeichnen das auch als Teilzeit-Windelfrei. Der Grundgedanke von Windelfrei ist auch nicht, dass Sie Ihr Baby permanent nackt herumliegen lassen.
Bei Windelfrei geht es darum, seinem Baby von Geburt an das Bedürfnis nach Reinlichkeit zuzusprechen und dieses zu respektieren und zu unterstützen. Dass einmal etwas daneben geht, ist genauso normal wie bei Wegwerfwindeln oder Stoffwindeln.
Viele Eltern berichten von Szenen an der Supermarktkasse, in denen Babys plötzlich wie wild brüllten. Eltern, die von Windelfrei noch nichts gehört haben, wundern sich, warum das Kleine plötzlich aufschreit, sind vielleicht sogar genervt oder verärgert. Ist Windelfrei ein Begriff, kommt vielen Mamas und Papas der Gedanke, dass das Baby wohl gerade Urin absetzen möchte und reden ihrem Baby gut zu: „Ich weiß, du musst Pipi. Das ist auch völlig in Ordnung. Lass los, du hast eine Windel an. Wir wechseln sie, wenn wir im Supermarkt fertig sind.“ Durch die ruhige Stimme versteht der Nachwuchs, dass sein Bedürfnis anerkannt und respektiert wurde und wird demnach selbst entscheiden, ob der das Angebot mit der Windel annehmen möchte oder lieber wartet (und weiter schreit), bis eine Möglichkeit zum Abhalten geboten wird. An dieser Stelle sind Eltern meist überrascht, wie lange schon sehr kleine Babys ihre Notdurft einhalten können.
Windelfrei jederzeit möglich
Der Einstieg in Windelfrei ist von Geburt an und jederzeit danach möglich. Allerdings kann er sich langwieriger gestalten, wenn Ihr Baby den natürlichen Reinlichkeitsinstinkt bereits aufgrund der Monate in der Windel verlernt hat. Das sollte Sie aber von einem Versuch nicht abhalten.
Autor: Redaktion/Kerstin
Fotocredit: Aynur_sib, Andrej Maculskij /shutterstock.com