Was ist Reggio überhaupt?
Immer mehr Eltern suchen bei Ihrem Erziehungsstil nach neuen Ansätzen. Reggio ist dabei ein relativ neuer Trend. Was heißt Reggio und wie sieht der Alltag in einer Reggio-Kinderkrippe aus? Wir haben für Sie recherchiert.
Was ist Reggio?
Die Reggio-Pädagogik geht auf ein Konzept aus der italienischen Stadt Reggio nell’Emilia zurück, die dem Erziehungsstil auch seinen Namen gibt.
Die Reggio-Pädagogik stammt aus den 1970er Jahren und geht auf den Ansatz zurück, dass es für die gesunde Erziehung eines Kindes ein ganzes Dorf (in diesem Fall eine Stadt) benötigt. Zentrales Prinzip ist, dass Kinder durch ihre Wissbegierde und Kreativität die eigene Entwicklung maßgeblich bestimmen und dabei von Erwachsenen begleitet – und nicht angeleitet – werden sollen. In Kunstateliers und Projekten ohne feste Vorgaben und Ziele haben die Kinder Zeit, ihre Fantasie zu entwickeln und zu forschen.
Was passiert in der Reggio-Kinderkrippe?
Das Grundkonzept der Reggio-Pädagogik ist, dass die Erzieher mit den Stärken und nicht versuchen die Schwächen der Kinder auszumerzen. Die Kinder sollen sich individuell nach ihren Möglichkeiten entfalten und selbst verwirklichen. Dabei lernen sie in Projekten, die ihre unterschiedlichen Ausdrucksmöglichkeiten fördern.
Ein wichtiger Bestandteil der Reggio-Pädagogik ist die Wertschätzung durch die jeweiligen Pädagogen, die eine kontinuierliche Dokumentation der pädagogischen Arbeit und Entwicklungen des Kindes anfertigen.
Zentrales Element eines Reggio-Kindergartens ist die kommunale Verankerung. Die Kommunikation mit der Familie der Kinder ist essentiell. Fotos und Plakate dokumentieren den Alltag der Kinder in der Reggio-Kinderkrippe.
Kinder müssen in der Reggio-Kinderkrippe selbst entscheiden. Das ist ein zentrales Element der Reggio-Philosophie. Langeweile ist dabei ein wichtiges Element, denn sie ist der Motor zur Entscheidungsfindung, was ein Kind als nächstes tun möchte. Doch Langeweile kommt selten auf, denn haben Kinder die freie Wahl über ihre Aktivitäten, ist es überraschend, wie viel ihnen einfällt. So entstanden schon viele Projekte in einer Reggio-Kinderkrippe.
„Casa Fantasia“ wird deine Reggio-Kinderkrippe ebenfalls genannt, weil die Fantasie der Kinder und deren Entscheidungen im Mittelpunkt stehen. Doch das heißt nicht, dass in einer Reggio-Kinderkrippe Chaos herrscht. In Gesprächskreisen wird Zuhören geübt und wie man sagt, was man möchte. Auch Regeln werden so in der Gemeinschaft formuliert und die Erzieher haben schon längst erkannt, dass selbstformulierte Regeln besser eingehalten werden als auferlegte.
Reggio-Kinderkrippen haben zwar oft alterspezifische Gruppen mit italienischen Namen, allerdings entscheidet jedes Kind selbst, in welche Gruppe es an welchem Tag gehen möchte. Lediglich Babys und Kleinkinder, die sich noch nicht verbal ausdrücken können, bleiben meist in einer Gruppe zusammen.
Besonders auffällig ist der kreative Ansatz in einer Reggio-Kinderkrippe. Viele Themen, die die Kinder interessieren, werden anhand von Basteleinheiten, Malen, Zeichnungen, Musik und Tanz erforscht und nähergebracht. Warme Farben und natürliche Materialien wecken in der Reggio-Kinderkrippe die Bau- und Experimentierfreude. Dabei ist ebenfalls entscheidend, dass die Kinder im Selbststudium herausfinden, wie Dinge funktionieren und nicht zu sehr von den Erziehern angeleitet werden.
Meist wird alles in einer Reggio-Kinderkrippe selbst hergestellt. Fertige Spielsachen findet man hier kaum. Gespielt wird mit jenen Dingen, die die Kinder aus natürlichen Materialien selbst hergestellt haben. Startet ein neues Projekt, werden auch neue Spielsachen zum Thema gebastelt.
Eltern haben in einer Reggio-Kinderkrippe eine zentrale Rolle. Manchmal gibt es gemeinsame Aktivitäten zwischen den Erziehern und den Eltern, wie zum Beispiel einen Chor. Manche Reggio-Kinderkrippen haben sogar den Vorteil Erzieher mit italienischer Muttersprache zu haben. Denn auch Bilingualität hat im Reggio-Kindergarten eine zentrale Rolle. Zumindest werden Fremdsprachen spielerisch in Form von Spielen, Liedern und Basteleien nähergebracht.
Autor: Redaktion/Kerstin
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