Etwa ab dem dritten Lebensjahr – wenn Kinder realisieren, dass sie eine eigenständige Persönlichkeit sind und auch den Unterschied zwischen „ich“ und „du“ verstehen – beginnen erste Rollenspiele. Durch diese Form des Spielens tun sich neue Dimensionen auf. Das Kind schlüpft in eine andere Rolle, kann seiner Fantasie freien Lauf lassen und muss nun nicht immer lieb und nett sein. Denn darum lieben Kinder Rollenspiele: als mysteriöser Zauberer oder gefährlicher Räuber dürfen sie auch mal grob oder böse sein, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen.
Kinder lieben unterschiedliche Rollen
Für das Kind beginnt nun ein Abenteuer – in unterschiedliche Rollen zu schlüpfen und so mal probeweise jemand anderes sein, erscheint für viele Kinder interessant und aufregend. So ist die Rolle als Vater, Mutter oder Baby mal eine ganz andere als die eigene, es sieht die Welt durch einen anderen Blickwinkel und kann so auch die sozialen Regeln differenzierter erleben.
Erste Rollenspiele mit Teddy & Co.
Beobachten wir ein Kind beim Spielen, so erkennen wir schon frühzeitig eine gewisse Art von Rollenspielen. Die Puppe oder der Teddy wird vom Kind geführt und bespielt. So können wir erkennen, wie das Kind sich selbst sieht oder sich behandelt fühlt. Diese Behandlung des Spielzeugs spiegelt in vielfacher Hinsicht auch das Beziehungsmuster zwischen Kind und Eltern wider. Ein interessanter Aspekt, welcher einen kleinen Einblick in die Kinderseele zulässt.
Rollenspiele sind wiederum auch wichtig für Kinder, um den Alltag zu verarbeiten. Durch das Hineinschlüpfen in eine andere Person oder andere Situation probt und verarbeitet das Kind bereits Geschehenes.
Mit dem Rollenspiel Erfahrungen sammeln
Rollenspiele machen deshalb den Kindern häufig Spaß, weil sie verschiedene Situationen ohne Konsequenzen durchspielen und wiedererleben können. So darf ein Hund zum Beispiel ruppig sein, auch mal beißen oder laut bellen, während die Puppe ihm sagt, wo nun die Grenzen sind. So erkennt das Kind spielerisch, was erlaubt ist oder nicht, erfährt jedoch keine nachhaltigen Auswirkungen.
Es lernt vielmehr im Rollenspiel mit anderen Kindern, wie man neue Lösungswege findet, sich weiterhin verbal ausdrückt und die Situation aus den Augen eines anderen Kindes zu erleben. Eine solche Erweiterung des Erfahrungsschatzes ist nicht nur für jedes Kind interessant, es macht ihm auch ungemein Freude.
Requisiten und Spielerfahrungen
Nun sind zwar ein Kaufmannsladen und ein Kasperle-Theater eine hervorragende Requisite, wenn es um Rollenspiele geht, dennoch muss dies nicht zwangsläufig in jedem Kinderzimmer vorrätig sein. Der Haushalt bietet mit all seinem bunten Zubehör reichliche Requisiten für ausgedehnte Rollenspiele. Ob es nun Töpfe sind, Löffel oder ein Sieb, um die Mama beim Kochen nachzuspielen, ein Hut und eine Jacke, um den Vater nachzuahmen, Obst, Nudeln oder Gemüse, um eine Szene im Supermarkt nachzuspielen ist nicht maßgeblich – die Hauptsache für Kinder ist der Spaßfaktor.
Vielleicht sammeln Sie auch nach und nach abgelegte Kleidung in eine „Verkleidungskiste“, damit sich die Kinder selbst aussuchen können, wonach ihnen grad der Sinn steht. Ob es nun Omas alte Hüte sind, Papas abgelegte Jacken oder Ihr abgetragenes Kleid, ist für die Kinder einerlei: ein solcher Fundus ist für die Kinder eine wahre Goldgrube und regt die Fantasie spielerisch an.
Accessoires zum Nachkaufen
Natürlich gibt es auch zahlreiche Dinge im Handel nachzukaufen, welche im Haushalt vielleicht nicht vorhanden sind. Ein kleiner Arztkoffer für den aufstrebenden Nachwuchs, ein Werkzeugkoffer, um Papa bei kleinen oder größeren Werksarbeiten auszuhelfen oder eine Spielküche, um Mamas Kuchen nach zu backen, regen nicht nur zum Spielen an, sondern fördern auch die Motorik.
Wer jedoch nicht so tief in die Tasche greifen möchte, oder derartiges Spielzeug erst noch bis zum nächsten Geburtstag aufheben möchte, kann sich bis dahin auch mit „Ersatzspielzeugen“ weiterbehelfen. So kann ein Kochlöffel durchaus auch ein Stethoskop oder ein Schraubenzieher sein, und ein alter, kleiner Stieltopf und ein Plastikteller die Küchenutensilien ersetzen.
Auch ein selbstgebautes Kasperle-Theater lässt sich schnell verwirklichen. Mit einem umgedrehten Tisch, einer großen Wolldecke können Teddy, die Puppe und andere Stofftiere schnell eine Geschichte nachspielen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, man muss manches Mal nur ein wenig improvisieren.
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