Sprachstörungen bei Kleinkindern
Manche Kinder plappern bereits im Alter von 10 Monaten die ersten halbverständlichen Worte, andere bringen selbst zum zweiten Geburtstag noch kein Wort heraus. Was ist normal und ab wann sollten Sie eine Sprachtherapie andenken? Welche Maßnahmen helfen Ihrem Kleinkind im Alltag das Sprechen zu erlernen? Wir haben nachgefragt.
Ein gutes Vorbild
Von Geburt an, sollte mit einem Baby viel gesprochen werden. Jede Handlung, die Sie mit Ihrem Nachwuchs oder bei der er Sie beobachtet sollte sprachlich begleitet werden: Kochen, Windel wechseln, Staubwischen, Kaffee kochen, zur Toilette gehen, den Hund füttern und so weiter. Babys Ohren sind von Anfang an gespitzt. Der Klang Ihrer Stimme wird Ihr Baby beruhigen und versichern, dass Sie da sind. Zusätzlich trägt die regelmäßige Wiederholung von Worten dazu bei, dass sie in Babys Gehirn abgespeichert werden. Sobald Ihr Kind die Fähigkeit hat diese Worte selbst zu formulieren, wird es üben, diese richtig auszusprechen.
Später, wenn Sie mit Ihrem Baby oder Kleinkind intensiver spielen, sollten Sie auch die Spiele kommentieren. Zum Beispiel kann eine Puppe schlafen gehen. „Jetzt geht das Baby gleich ins Bett. Wo ist denn die Decke?“ Anhand der Reaktion Ihres Kindes können Sie feststellen, ob es die Frage verstanden hat. Sieht es sich fragend um und findet vielleicht sogar die Decke, spricht das für eine gute Sprachentwicklung.
Stellen Sie Ihrem Kind von Beginn an Fragen, selbst wenn es noch keine adäquate Antwort formulieren kann. Ein Beispiel: „Möchtest du eine Banane essen?“ Blicken Sie Ihrem Baby in die Augen und warten Sie auf eine Antwort. Diese kann in Form eines Lachens und zusammengeklatschten Händen kommen. „Oh, Jana möchte Banane essen. Wie schön!“
Spracherziehung ohne Druck
Ist Ihr Kind schon etwas älter und weigert sich zu sprechen, kann das für die Familie sehr zermürbend sein. Mit euphorischen Aufforderungen will man das Kleinkind dazu bringen, endlich ein Wort zu sagen. „Sag doch deiner Schwester einmal, was du da gerade in der Hand hältst!“ Zu viel Druck auf das Kind auszuüben hemmt seine Begeisterung für Kommunikation noch mehr. Besser ist es das Sprechen für Ihr Kind in so vielen Situationen wie möglich zu übernehmen, damit es zuhören und lernen kann.
Viele Kinder gehen als Kleinkinder durch eine Phase der Scham. Sie fürchten etwas falsch auszusprechen. Das ist aber ganz normal und sollte auf keinen Fall direkt korrigiert werden. Versucht Ihr Kleinkind etwas zu sagen, sollten Sie alles in Ihrer Macht stehende tun, um es zu verstehen. Dies kann sehr frustrierend sein, vor allem, wenn die Aussprache noch sehr ungeübt ist.
Das gemeinsame Lesen eines Buches kann die Sprachentwicklung Ihres Kindes fördern. Wechseln Sie das Buch nicht zu häufig, egal wie gut Sie das Buch schon auswendig können. Babys und Kleinkinder lieben Wiederholungen und es kann die Sprachentwicklung positiv beeinflussen. Stellen Sie auf jeder Seite mindestens zwei Fragen zu den Bildern, wie zum Beispiel: „Welche Farbe hat denn dieser Baum?“ oder „Wie heißt, denn das Tier, das im Teich schwimmt?“ Versuchen Sie auch hier immer dieselben Fragen auf einer Seite zu stellen, damit Ihr Kind die Antworten lernt. Geben Sie Ihrem Kind genug Zeit um zu antworten ohne dabei Druck entstehen zu lassen. Möchte Ihr Kind lieber nicht antworten, sagen Sie sie selbst. „Dieser Baum ist grün.“ Und „Das Tier ist eine Ente.“
Sprachtherapie die Lösung?
Sollten Sie sich Sorgen über die Sprachentwicklung Ihres Kindes machen, sprechen Sie mit Ihrem Kinderarzt. Dieser hat bei allen Vorsorgeuntersuchungen die Sprachentwicklung Ihres Kleinkindes im Blick. Solange Sie also alle Vorsorgeuntersuchungen einhalten und der Kinderarzt Sie nicht auf ein Sprachproblem anspricht, sollten Sie auch selbst keine Sorgen diesbezüglich haben.
Autor: Redaktion/Kerstin
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