Befriedigte Bedürfnisse verschwinden von selbst. Ignorierte Bedürfnisse tauchen immer wieder auf (frei nach Dr. William Sears; amerikanischer Kinderarzt).
Wer in unserer Breiten sein Kind noch im Kleinkindalter stillt, muss sich verteidigen und wird trotzdem schief angesehen. Es ist einfach nicht üblich, sein Kind länger als notwendig – das heißt, bis zur Einführung der Beikost im Alter von ca. 6 Monaten – an die Brust zu lassen und stillen.
Viele Mütter wollen ihren Körper wieder für sich selbst haben,wollen wieder ein vom Kind unabhängiges Leben führen oder einfach das Kleinkind in Richtung Selbständigkeit befördern. All dies sind gute Gründe abzustillen, und keine Mutter wird Probleme haben, dafür allgemeines Verständnis zu ernten. Ganz anders, wenn Mütter(und Kinder) sich entscheiden, ihre Stillbeziehung noch länger, und vielleichtsogar noch viel länger, fortzuführen. Während ein Schnuller im Mund eines 2oder 3jährigen kaum jemanden irritiert, stößt das Bild eines an der Brustsaugenden Kleinkindes auf große Ablehnungin der Gesellschaft, und zwar deswegen, weil es bei uns mittlerweile so selten ist. Dabei ist nicht die Brust der Ersatz für den Schnuller, sondern der Schnuller der Ersatz für die Brust.
„Langzeitstillen“ offiziell empfohlen
Die WHO empfiehlt, Kinder bis zum vollendeten 2. Lebensjahr und darüber hinaus zu stillen. Weltweit betrachtet beträgt die durchschnittliche Stilldauer sogar 4 Jahre!
Warum wollen Kleinkinder noch gestillt werden?
Kleine Kinder wachsen und lernen irrsinnig schnell. Das Saugen an der Brust wirkt ausgleichend, tröstend und beruhigend und verschafft dem Kind eine kleine, entspannende „Auszeit“, nach welcher es gestärkt und voller neuer Energien weitermachen kann. Nicht gestillte Kinder suchen sich einen für sie passenden Ersatz, z.B.: Schnuller, Schmusetiere, Haare, Daumen, ….Wenn die Kinder das Saugen nicht mehr brauchen, stillen sie sich selber ab und ihre Abhängigkeit von der Brust ist vorbei. Im Gegensatz dazu ist der Abschied vom Busenersatz oft weit langwieriger und schwieriger.
Die Gesundheit des Kleinkindes profitiert vom Stillen!
Muttermilch passt sich ständig an die momentanen Bedürfnisse des Kindes an, und das ändert sich auch dann nicht, wenn Stillen nicht mehr die Hauptnahrungsquelle des Kindes ist. Abgesehen von der körperlichen Nähe, die so gut tut, bietet die Muttermilch dem Kleinkind weiterhin gesundheitliche Vorteile gegenüber nicht gestillten Kindern, denn die Muttermilch verliert keineswegs an Wert. Sie bleibt eine Quelle an wertvollem Eiweiß, Vitaminen, Mineralstoffen und Immunfaktoren. Das oft vorgebrachte Argument, dass Muttermilch weniger Eisen enthält als diverse andere Nahrungsmittel stimmt zwar, jedoch kann das Kind das in der Muttermilch enthaltene Eisen weit besser verwerten, als das z.B. in Fleisch enthaltene, wodurch das gestillte Kind im Endeffekt besser mit Eisen versorgt ist, als ein nicht gestilltes.
Stillkinder sind wissenschaftlich nachgewiesen weit weniger häufig krank, erholen sich schneller und erhalten durch die Muttermilch kurzfristig und langfristig Hilfe im Aufbau ihres Immunsystems. Weiters hat man festgestellt, dass das Risiko von Stillkindern an Allergien, Durchfallerkrankungen, Atemwegserkrankungen, Mittelohrentzündungen und langfristig gesehen an Herzkranzarterienkrankheiten, Hautkrankheiten oder Diabetes zu erkranken geringer ist.
Kurzum, jedes Stillkind profitiert lebenslänglich von der Muttermilch, die es getrunken hat und wenn Mutter und Kind wollen, spricht nichts gegen eine Stillbeziehung (weit) über das Babyalter hinaus.
Autor: Redaktion / Birgit
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