Babys und Kleinkinder kommen bereits mit dem Grundbedürfnis nach Nahrungsaufnahme auf die Welt. Sie wissen im Allgemeinen sehr genau, was sie brauchen und was ihnen gut tut. Einen gestillten Säugling zu überfüttern ist sehr unwahrscheinlich. Diese Annahme beruht auf der biologischen Ausstattung des Menschen in der Evolution. In der evolutionären Entwicklung wurde der Mensch besser auf Hunger, als auf einen Nahrungsüberschuss vorbereitet.
Auf dem Weg der Jahrtausende langen Lebensmittelknappheit beim Menschen, zum zivilisierten Essen heute, haben die Gesellschaften Ernährungsprobleme, die nicht gelernt haben, sich den jeweiligen Lebensbedingungen anzupassen. Die westlichen Nationen sind von Übergewicht durch Überernährung gezeichnet. Das ist eine der Folgen falscher Nahrungsauswahl und Hauptrisikofaktor der meisten Zivilisationskrankheiten in der Überflussgesellschaft. Die zunehmende Fettleibigkeit, bereits bei Kindern und das Wissen darüber, dass der menschliche Organismus von Natur aus sein Hunger- und Sättigungsgefühl sehr gut alleine regulieren kann, stellt uns vor die Frage, welche Einflüsse die Umwelt und Erziehung darauf haben.
Das Essverhalten der Kinder sollte erlernt werden.
Der Umgang mit dem Überfluss an Lebensmitteln ist wesentlich schwieriger, als die Lebensmittelknappheit und muss von Geburt an gelernt und trainiert werden. Wenn kein Essen zur Verfügung steht, muss der Mensch und sein Körper sich dieser Situation anpassen. Wenn hingegen die Lebensmittel ausreichend vorhanden sind und sogar noch Auswahlmöglichkeiten bestehen, sind wir mit dieser Situation überfordert. Wir müssen den Umgang mit Essen lernen. Da die Eltern für ihre Kinder eine Modellwirkung haben, sind sie auch bei der Ernährungserziehung in den ersten Jahren in die Verantwortung zu nehmen. Sie müssen das richtige Essverhalten vorleben. Wenn bei dem Kind dadurch ein positiver Eindruck entsteht, wird es auch bestrebt sein, sich so zu verhalten, wie man es ihm vorlebt.
Im Laufe der Zeit kommen dann noch andere Modellfiguren hinzu, wie Kindergärtner, Lehrer, Freunde, Tante, Oma und Opa, wo es zusätzlich noch lernen muss zu differenzieren, zwischen dem Essverhalten zu Hause und in einem anderen Umfeld. Zu einem anderen Umfeld gehört auch das Esserlebnis der Kinder im Urlaub, der Umgang mit dem Kennenlernen neuer Gerichte, Zubereitungen, Gemüse- und Obstsorten. Entscheidend ist, dass die Eltern sich selbst auf neue Esskulturen einlassen und zum Probieren ermutigen. Von Nachteil sind Ferien in Clubanlagen, wo gerne die Kinder separat verpflegt werden, mit allem was sie von zu Hause kennen und in der Regel zu der Kette der Fast Food Lebensmittel gehört. Ein Beispiel wäre das beliebteste Reiseland der Deutschen „ Spanien“. Es gibt Familien, die jahrelang dort mit ihren Kindern Urlaub machen und nicht einmal das Nationalgericht kennen, geschweige denn es probiert haben. Wenn man Kinder fragt, was sie im Urlaub gegessen haben, bekommt man zur Antwort – Micky Mouse Menü, bzw. Pommes, mit z.B. Chicken Wings. Wenn man die Eltern fragt, warum sie die Kinder nicht etwas anderes ausprobieren lassen, bekommt man als Antwort – das die Kinder etwas Neues nicht ausprobieren möchten.
Die meisten Eltern sind nach wie vor der Auffassung, dass ein Kind bei einer nicht eingenommen Mahlzeit direkt verhungert und gehen daher auch gerne mit den Kleinen im Urlaub zu Mc Donalds. Es ist auch nicht verwunderlich, dass in fernen Ländern immer mehr internationale Küche angeboten wird, die Nachfrage ist dafür einfach zu groß. Sie resultiert aus den Reiseerlebnissen, die wir als Kinder gemacht haben und auch so weitergeben. Wir sind es gewohnt, immer das gleiche zu Essen und die Reiseanbieter haben wir in diesem Bereich erfolgreich erzogen. Esserziehung im Urlaub könnte man so gestalten, dass die Clubeinrichtungen, die mit zahlreichen Animateuren ausgestattet sind, dass Thema Essen in einem anderen Land aufgreifen. So, wie man den Kindern Tennis, Reiten, Schwimmen usw. ermöglicht, könnte man auch genauso landesübliche Obst- und Gemüsesorten vorstellen oder einen Besuch in der Küche organisieren. Wenn schon die Eltern kein Interesse an neuen Gerichten haben, so hätte man im Urlaub die Möglichkeit die Lebensmittelvielfalt den Kindern nahe zu bringen. Denn Kinder sind dafür empfänglicher als man glaubt, es sollte ihnen nur interessant vermittelt werden.
Ernährungserziehung sollte aber nicht mit Essen als Erziehungsmittel verwechselt werden, es darf als solches nicht instrumentalisiert werden. Die Einstellung – mein Kind hat Urlaub und darf deshalb essen, was es möchte und kennt – ist der falsche Weg. Das heißt, man sollte sein Kind nicht mit Essen belohnen oder trösten. Es ist in unserer schnelllebigen Zeit, mit den vielfachen Stressfaktoren der Erwachsen, eine schnelle Versuchung einem weinenden Kind mal eben zum Trösten kleine Süßigkeiten in den Mund zu schieben. Damit lernt das Kind jedoch nur, sich selbst mit Essen zu trösten. Zuwendung und Nähe haben dahingegen einen wesentlich größeren Effekt.
Autor: Sonja Frobel
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