Hund, Katz’ und Co sind nicht nur Spielkameraden, sie sind Seelentröster, Pädagogen und vieles mehr. Sie lehren Kindern Verantwortung zu tragen. Bei allen positiven Effekten müssen sich Eltern aber einer Sache immer bewusst sein: Die Entscheidung für ein Haustier ist eine, die auf Jahre das Familienleben mit beeinflusst und: Die Arbeit hat immer die Mama.
Haustier für die ganze Familie – Kinder allein mit Hund und Katz überfordert
Mami, ich will einen Hund. Papi, ich will eine Katze. Alle haben ein Haustier, nur ich nicht. – Welche Eltern haben dies und Ähnliches nicht schon einmal von ihren Sprösslingen gehört. Wenn tränendurchfeuchteter Blick und/oder vehementes Aufstampfen – vulgo Bizzeln – nichts nützen, folgt Schritt zwei: „Ich mach‘ eh alles, ich mach‘ den Käfig sauber, gebe der Katze Futter, gehe mit dem Hund Gassi usw.“ Mit ebendiesem Schritt verhält es sich genauso wie mit dem berühmten „Bis dass der Tod euch scheidet“ vor dem Traualtar: Der Wille ist da, nur bei der Umsetzung hapert es des Öfteren – siehe Scheidungsrate. Denn bei allen Beteuerungen des Nachwuchses, sämtliche mit einem Haustier anfallende Arbeiten getreulich, zuverlässig und für immer übernehmen zu wollen, muss eines klar sein: Es wird nicht funktionieren. Oder wie Mutter und erfahrene Haustierbesitzerin Elisabeth Benda, IPA Plus, es formuliert: „Ich schenke dem Kind einen Hund = ich schenke mir Arbeit.“
Ganz ähnlich sieht das Renate Simon, Generalsekretärin des Instituts für interdisziplinäre Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung (IEMT): „Eltern müssen sich grundsätzlich darüber im Klaren sein, dass Kinder niemals die ganze Verantwortung für ein Haustier übernehmen können. Der ‚Ich putze den Käfig oder bürste die Katze‘-Eifer ist meist nach ein bis zwei Wochen, wenn der Neuigkeitseffekt nachlässt, verflogen. Frühestens ab sieben, acht Jahren können Kinder mithelfen, indem sie zum Beispiel die Wasserschüssel hinstellen, frühestens ab 13, 14 Jahren kann Kindern bei Kleintieren – und nur bei denen – die Vollverantwortung übertragen werden, aber die Eltern müssen das immer wieder nachkontrollieren. Bei einem Haustier wie einem Hund ist auch ein 14-Jähriger nicht in der Lage, die volle Verantwortung zu übernehmen. Was tut ein Teenager, wenn er den Chihuaua an der Leine hat, und ein großer Hund den Kleinen attackiert. Mich persönlich krampft es deshalb immer wieder zusammen,
wenn ich zum Beispiel ein kleines Mädchen mit einem Berner Sennenhund auf der Straße gehen sehe – alleine!“
Welches Haustier für das Kind?
Bei allen positiven Effekten, die ein Haustier für Kinder hat, ist daher der erste Schritt der, sich zu überlegen, ob der vierbeinige, beflosste oder gefiederte Zuwachs überhaupt in das Lebenskonzept der ganzen Familie passt. Simon: „Die Anschaffung eines Haustiers muss daher eine Entscheidung sein, hinter der alle in der Familie zu zweifelsfrei 100 Prozent stehen. Denn das ist keine ‚na dann probieren wir es einmal‘-Entscheidung, einen Hund oder eine Katze beeinflusst den Alltag acht, neun, ja sogar siebzehn oder 18 Jahre.“ Worauf man sich und das Kind auch entsprechend vorbereiten kann. Eventuell auch, um vor dem „Point of No Return“, wenn der Welpe schon im Körbchen liegt, das Unternehmen abzublasen.
Schritt eins: Informationsmaterial. Es gibt Fachbücher en masse, die zu jeder Art von Tier und innerhalb der Gattung auch zu jeder Rasse, die wichtigsten Informationen vermitteln. In Zeiten des Internet gibt es nichts, was nicht „gegooglet“ werden kann. Simon: „Diese Informationen sollte man mit dem Kind gemeinsam durchgehen. Man kann auch Zoohandlungen besuchen und örtliche Tierschutzvereine, um sich informieren zu lassen. Und was dem Kind auf jeden Fall vermittelt werden sollte: Ein Tier ist kein Spielzeug. Es hat Bedürfnisse will einmal in Ruhe gelassen werden, dann sozialen Kontakt, muss artgerecht gehalten, gefüttert und gepflegt werden.“ Deshalb rät die Expertin dazu, der Theorie auch etwas Praxis folgen zu lassen. Etwa durch einen Besuch in einem Tierheim, wo man Pfleger begleitet, „damit die Kinder sehen, dass ein Tier auch Arbeit bedeutet. Oder dazu, befreundete Familien mit Haustier zu besuchen. „Dann kann das eigene Kind bei der Käfigreinigung mithelfen oder die Katze bürsten.“ Ist das Haustier schon da und ein Baby kommt – auch in diesem Fall ist Vorbereitung angesagt. Tiere können Krankheiten übertragen, regelmäßige Impfungen sollten hier aber Abhilfe schaffen.
Fotocredit: Valentina Razumova, Africa Studio/Shutterstock.com