Gymnasium ja oder nein
Mit Beginn der vierten Klasse Volksschule fragen sich Eltern, welche Schule Ihr ab dem nächsten Herbst besuchen sollte. Neben der Neuen Mittelschule steht auch ein Gymnasium im Raum. Wie Sie erkennen, ob Ihr Kind reif ist, ein Gymnasium zu besuchen, verraten wir Ihnen hier.
Lernen macht Spaß
Viele Eltern scheinen zu denken, ein Kind könne nur dann ins Gymnasium gehen, wenn es in der Volksschule nie lernen musste und trotzdem sehr gute Noten hatte. Das ist ein Irrglaube! Die Erfahrung zeigt, dass Kinder, die in der Volksschule niemals lernen mussten, im Gymnasium vor größeren Hürden stehen, weil sie plötzlich lernen müssen, um mit dem Lehrplan mithalten zu können. Dies stellt neben der Umstellung auf den neuen Schultag die größte Hürde für diese Kinder dar.
Besser ist, wenn Ihr Kind Freude am Lernen hat. In der vierten Klasse Volksschule hat Ihr Kind erstmals Schularbeiten, auf die es sich vorzubereiten gilt. Macht Ihr Kind das mit Freude, lernt es gerne und bekommt die entsprechenden Noten, ist das ein Zeichen dafür, dass Ihr Kind auch in einem Gymnasium gut zurechtkommen könnte.
Noch keine genauen Berufsziele
Besucht Ihr Kind acht Jahre lang ein Gymnasium, wird es diese mit einer AHS-Matura abschließen. Diese alleine beinhaltet noch keine Berufsausbildung und wird es auf dem zukünftigen Arbeitsmarkt für Ihr Kind schwer machen, einen Beruf zu ergreifen. So ist es nachvollziehbar, dass ein Großteil der AHS-Absolventen an einer Universität oder Fachhochschule studieren und nicht gleich ins Berufsleben einsteigen.
Dies ist die größte Herausforderung für Eltern und Kinder, denn im Alter von 10 Jahren haben Kinder noch kein genaues Bild von ihrer zukünftigen Karriere oder ihren Berufswünschen. Und selbst wenn, kann sich dieses im Lauf der nächsten Jahre noch sehr verändern.
Mit einer AHS bleibt Ihr Kind insofern flexibel, denn es kann nach den vier Jahren in der Unterstufe entweder weiter in die Oberstufe gehen oder an eine BHS (wie zum Beispiel HAK oder HTL) wechseln. Durch die Erfahrungen in einer AHS-Unterstufe ist Ihr Kind auf ein intensives Lernvolumen vorbereitet und wird auch mit dem Lehrplan an einer BHS wahrscheinlich keine Probleme haben.
Äußert Ihr Kind aber schon früh den Wunsch nach einer Lehre, ist eine Neue Mittelschule eventuell mit anschließendem Polytechnikum vorzuziehen.
Eigenständige Persönlichkeiten
An einem Gymnasium wird erwartet, dass Kinder sorgfältig, konzentriert und eigenständig arbeiten. Das bedeutet nicht, dass sie nicht um Hilfe bitten sollen, wenn sie diese benötigen. Ganz im Gegenteil: Auch das um Hilfe bitten wird als eigenständiges Handeln und somit als Stärke gesehen. Kann Ihr Kind einschätzen, wann es selbst nicht mehr weiterkommt und Hilfe benötigt, ist das ein gutes Zeichen.
Selbstverständlich gilt es abzuwägen, wie oft das der Fall ist. Braucht Ihr Kind beim Lernen und Verstehen des Unterrichtsstoffes viel Hilfe und Ihre ständige Begleitung sowie die des Lehrers, ist vom Besuch einer AHS abzuraten.
Auch die Teamfähigkeit spielt eine große Rolle beim Erfolg an einer AHS. Ihr Kind sollte in der Lage sein mit unterschiedlichen Lehrern gut zusammenzuarbeiten und nicht zu sehr von einer Person abhängig sein.
Gymnasium ist keine Wunderanstalt
„Mein Kind geht ins Gymnasium!“, die Brust der meisten Eltern schwillt an, wenn sie diesen Satz sagen können. Und ja, Sie dürfen stolz auf Ihre Kinder sein! Doch machen Sie es nicht vom Besuch eines Gymnasiums abhängig. Sie tun weder sich noch Ihrem Kind einen Gefallen, wenn Sie es in eine Schule schicken, die seinen Bedürfnissen nicht gerecht wird.
Viele AHS-Lehrer sehen Kinder, die klug sind und wissbegierig, an einer AHS scheitern, weil die Art des Unterrichts in einem Gymnasium ihnen nicht zugutekommt. Meist zweifeln diese Kinder dann an sich und deren gesamter Bildungskarriere. Bewahren Sie sich und Ihr Kind vor diesen schweren Zeiten und wählen Sie den Bildungsweg Ihres Kindes auf dessen wahren Talenten.
Autor: Redaktion/Kerstin
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