Fehler gehören zum Lernen dazu – auch beim Sprechen lernen. Wie sich diese Fehler äußern ist häufig bei den Kindern unterschiedlich. Jedoch hat jeder Fehler auch etwas Gutes: es bedeutet einen Fortschritt in der Sprachentwicklung.
Der Spätsprecher
Bei vielen Kindern, welche sich sogar auffallend ruhig und zurückgezogen verhalten, bemerkt man ein verspätetes Sprachverhalten. Diese Kinder sprechen meist weniger in Sätzen, sondern mit belanglosen Worten, welche für sie selbst jedoch ausreichend zu sein scheinen. Viele Eltern sind bekümmert, was hier wohl verkehrt gelaufen sein könnte, ob sie vielleicht in der Spracherziehung versagt haben könnten, oder ob ihr Kind krank sei. All dies muss jedoch gezielt beobachtet werden und sollte im Zweifelsfall mit Ihrem Arzt abklärt werden. In vielen Fällen handelt es sich jedoch um so genannte Spätsprecher.
Was ist denn hier los?
Mit etwa zwei Jahren sollten Kinder um die 50 Worte sprechen können. Mit etwa 18 Monaten entwickelt sich ein Kind sprachtechnisch besonders rasant und saugt eine Vielzahl von Worten wie ein Staubsauger auf. Jedoch ist die Sprachentwicklung von Kind zu Kind verschieden und kann nicht verallgemeinert werden. Ist eine Zwei-Wort-Bildung jedoch im Alter von zwei Jahren zu erkennen, so ist alles altersgerecht und in Ordnung.
Was kann man machen?
Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten die Ohren des Kindes untersucht werden. Ist hier alles okay und entwickelt sich das Kind normal, so braucht das Kind einfach nur etwas Zeit. Eltern können dies einfach unterstützen, in dem sie das Wortesammeln unterstützen und so vieles wie möglich im Alltag kommentieren. Reden Sie ruhig so oft es geht mit Ihrem Kind, egal ob Sie das Wäscheaufhängen beschreiben, im Supermarkt die Lebensmittel benennen oder beim Spaziergang eine Wetterprognose abgeben. Ihr Kind wird davon profitieren und daraus lernen. Achten Sie jedoch darauf, dass sie nicht zu komplex und ausschweifend reden: nutzen Sie einfache, kurze Sätze.
Der Satzverdreher
Einige Kinder reden und reden und reden – den ganzen lieben langen Tag und das ohne Punkt und Komma. Hier purzeln die Worte so schnell und akkurat, dass auch häufig kleine Satzverdreher entstehen. „Ich nun nicht schlafen kann.“ oder „Das ich ausgezogen hab.“ sind nur kleine Beispiele. Manchmal entsteht auch ein wahres Kauderwelsch – häufig dann, wenn die Kinder aufgeregt sind, oder ihnen einfach das Maß der Worte fehlt.
Was ist denn hier los?
Ihr Kind spricht kein Suaheli und ist auch kein Wortjongleur – es ist einfach kreativ und spielt mit der Sprache. Das ist für die Sprachentwicklung hervorragend. Bei einigen Kindern ist einfach die Satzbildung noch nicht ausgereift, dafür wollen aber Nebensätze oder Verbzweitstellungen genutzt werden.
Was kann man machen?
Man sollte für diese lustigen Satzverdreher keineswegs Strenge zeigen, sondern alles mit Humor nehmen. Wiederholen Sie ruhig den Satz Ihres Kindes und korrigieren Sie diesen natürlich. Lernt das Kind mit der Zeit jedoch die richtige Formulierung immer noch nicht, sollte man sich Hilfe und Rat beim Arzt holen. Fehlt es in Ihrem Leben eventuell an Struktur oder gibt es keinen geregelten Tagesrhythmus? Manchmal sind es die kleinen Dinge, die wir Erwachsenen gar nicht so ernst nehmen, welche für unsere Kinder jedoch maßgeblich sind und ein System verlangen. Feste Mahlzeiten, Spiele, welche gewisse Regeln und Reihenfolgen erfordern, damit sie funktionieren oder Aufräumvarianten mit Methode können hier ebenso Abhilfe schaffen.
Der Zungenbrecher
Diese Form der Sprachentwicklung ist auch sehr interessant: das Kind legt wert auf einen ordentlichen und sinngemäßen Satz – jedoch stehen Konsonanten häufig nicht an Ort und Stelle oder Zischlaute fallen weg. Oftmals haben Kinder Probleme mit der Bildung von „sch“, „fr“ oder „bl“.
Was ist da los?
Hier handelt es sich nicht um eine Sprach- oder Entwicklungsstörung, sondern um ein logopädisches Problem. Die Kinder können hervorragend Sätze bilden, welche in Form und Struktur einwandfrei und sogar grammatikalisch beachtlich sind, jedoch werden einzelne Laute oder Artikulationszonen nicht korrekt ausgesprochen. Bei einigen Kindern ist dies so schwerwiegend, dass man sie fast nicht verstehen kann.
Was kann man machen?
Ein Logopäde kann oftmals weiterhelfen. Hier wird das Kind nicht verbessert, sondern spielerisch die Mundmotorik trainiert. Seifenblasen pusten oder mit einem Strohhalm kleine Dinge aufnehmen gehört zur spielerischen Übung dazu und schaffen die Aussprache zu verbessern. Hier wird nämlich die Zunge geschult – durch dieses Training erhält die Wortformung eine neue Bedeutung.
Bei sehr stark ausgeprägter Artikulationsstörung ist auch häufig eine Bewegungstherapie hilfreich. Das Sprechen ist Bestandteil der Wahrnehmung – dies bedeutet, dass Kinder mit einem guten Wortschatz zwar gut sprechen können, vielleicht jedoch eine ungenügende Körperwahrnehmung haben. Mit speziellen Übungen kann das logopädische Laster abgeschafft werden.
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