Wir sehen es im Supermarkt, im Kindergarten oder auf dem Spielplatz: es gibt Kinder, die deutlich Ellenbogen zeigen und Kinder, die durch Schüchternheit oder Zurückhaltung auffallen. Allgemeinhin wird behauptet, dass es ängstliche oder schüchterne Kinder schwerer im Leben haben. Dennoch kann man mit gutem Gewissen behaupten: dem ist nicht so!
- Liegt die Schüchternheit in den Genen?
- Bringt Schüchternheit meinem Kind später Nachteile?
- Wie kann ich mein Kind unterstützen?
Liegt die Schüchternheit in den Genen?
Wenn wir der Wissenschaft glauben dürfen, dann stimmt diese These. Rund 50% der Schüchternheit können wir auf die Veranlagung schieben. Schon bei Babys können wir unterschiedliche Reaktionen festmachen. Während sich einige Kinder über fremden Besuch freuen, verziehen andere nur das Gesicht. Und auch bei älteren Kindern erkennen wird das Phänomen: während ein neues Kind im Kindergarten eher distanziert in der Ecke steht, sich nicht traut auf andere Kinder zuzugehen und mitzuspielen, stürzen sich wiederum andere Kinder mit Wonne ins Vergnügen und kennen das Wort Schüchternheit überhaupt nicht.
Bringt Schüchternheit meinem Kind später Nachteile?
Nicht unbedingt. Studien über mehrere Jahren erbrachten die Kenntnis, dass schüchterne Kinder zwar den mutigeren, aufgeschlosseneren Kindern etwas hinterher hinken, jedoch im Schulalter ebenso erfolgreich sein können. Kinder, welche schüchtern sind brauchen einfach etwas mehr Zeit zum Eingewöhnen.
Tipps zur Hilfe: So helfen Sie Ihrem Kind die Schüchternheit zu überwinden
Bleiben Sie ruhig: Natürlich wäre es schön, wenn Ihr Kind sich über den Besuch von Oma und Opa oder Freunden freuen würde, anstatt sich zu verstecken. Je ruhiger und gelassener Sie jedoch bleiben und Ihr Kind nicht zwingen, desto schneller traut sich das Kind aus seinem Versteck auch wieder hervor.
Laden Sie öfters Kinder ein: Kinder lernen von Kindern. Je vertrauter die Kinder sind, desto schneller fällt von ihnen auch die Schüchternheit ab.
Geben Sie eigene Schwächen zu: Auch uns Erwachsenen fällt es oftmals nicht leicht, neue Bekanntschaften zu schließen. Seien Sie Ihrem Kind gegenüber offen und erzählen Sie von Ihren Ängsten in dieser Hinsicht. Damit kann sich das Kind identifizieren und lernt schneller mit seinem Problem fertig zu werden.
Kleine Schritte zum großen Erfolg: Machen Sie Kompromisse. Wenn Ihr Kind sich nicht traut, z.B. ein Eis in der Eisdiele zu bestellen, weil es einfach nicht mit dem fremden Eisverkäufer sprechen möchte, dann teilen Sie sich die Arbeit. Der Papa bestellt, das Kind bezahlt. So erkennt das Kind, dass Angst hier nicht nötig ist.
Rückblick: Versuchen Sie sich zu erinnern. Wann haben Sie zum ersten Mal ein Kind zu sich nach Hause eingeladen? Wann gingen Sie zum ersten Mal allein zum Bäcker? Mit sechs oder sieben Jahren? Versuchen Sie nicht zu hohe Erwartungen an Ihr Kind zu haben. Oftmals versuchen wir aus unseren Kindern zu schnell Erwachsene zu machen. Dabei ist Kindheit die schönste Zeit des Lebens.
Loben: Vergessen Sie niemals das Kind für seine Erfolge zu loben. Jedes Kind ist sehr empfänglich für Lobpreisungen und das ist auch gut so. Je mehr man es in seinem Tun bestärkt, desto selbstbewusster wird es auch.
Zurückhaltung positiv sehen: Sehr schüchterne Kinder sind einfach vorsichtiger. Und wer vorsichtig ist, braucht weniger Pflaster. Vor Unbekannten Vorsicht zu üben ist evolutionsbiologisch ebenso sinnvoll und kein Grund zur Besorgnis.
Wie kann ich mein Kind unterstützen?
Wichtig ist vor allem, dass Sie Ihr Kind zu nichts zwingen. Damit würde man über kurz oder lang nur den nachteiligen Effekt erzielen. Einige Kinder brauchen eben länger, um „warm“ zu werden, als andere. Diese Zeit sollte man seinem Kind ruhig gönnen. Jedes Kind hat sein eigenes Tempo. Es muss allein und mit freiem Willen auf andere Kinder in dem Kindergarten oder auf den Spielplatz zugehen. Drängen bringt hier nichts, sondern wird nur Widerstand hervorrufen.
Seien Sie lieber diplomatisch, belassen Sie das Kind bei sich, anstatt es zu anderen zu setzen, wo es sich vielleicht nicht wohlfühlt. Zeigen Sie ihm die anderen Kinder, auch die, welche es vielleicht schon kennt. Irgendwann wird die Neugier das Kind besiegen und es wird allein loslaufen und mitspielen wollen.
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