Wer kennt sie nicht, die Geschichte von Moses, der von seiner leiblichen Mutter in einem Weidenkorb ausgesetzt wurde, damit er die schrecklichen Kindermorde an israelitischen Jungen überleben konnte. Von der Tochter des Pharao wurde er aus dem Nil gefischt und am Hof des Pharao wurde er groß gezogen. Schon damals also gab es die Adoption.
Adoption auch im Alten Rom
Im Alten Rom hörte man dann wieder von Adoptionen, diesmal wurden Kinder von reichen und mächtigen Römern angenommen, die selbst keine Kinder bekommen konnten. Sie wollten damit ihren Stammbaum fortsetzen. 1804 legte Napoleon den Code Civil fest, ein umfassendes Gesetz, das besagte, dass Volljährige an Kindes statt angenommen werden durften, sofern sie dem Adoptivvater das Leben gerettet hatten oder dieser sechs Jahre lang ununterbrochen für sie Alimente bezahlt hatte, als sie noch minderjährig waren.
Um 1900 wurden im Deutschen Reich die ersten Adoptionsvermittlungsstellen von konfessionellen Vereinen gegründet. Sie setzten sich für Inkognitoadoptionen ein – bis in die 20er-Jahre hinein herrschten aber noch „offene“ Adoptionen vor, da in erster Linie Kinder von Verwandten und Bekannten angenommen wurden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg viele Adoptionen von deutschen Kindern
Auslandsadoptionen wurden bereits in größerer Zahl während des Dritten Reichs vollzogen. So wurden Neugeborene, die von deutschen Soldaten und arischen Frauen aus den besetzten Gebieten stammten, „heim in das Vaterland“ gebracht und zur Adoption freigegeben und vielen jüdischen Kindern wurde mittels Adoption das Leben gerettet. Die britische Regierung nahm Kinder bis 17 Jahre auf, sofern sich eine Pflegefamilie finden ließ. Während nach dem Zweiten Weltkrieg viele deutsche Kinder von Ausländern adoptiert wurden, ist heute wieder eine umgekehrte Entwicklung festzustellen.
Änderung der Sichtweise zu Adoption – Das Kind rückte in den Vordergrund
Bis in die 50er-Jahre hinein erfuhren die Adoptiveltern nur wenig über die Herkunft des Kindes, man riet ihnen dazu, das Kind nicht auf seine Adoption hinzuweisen. In den 60er- und 70er-Jahren änderte sich diese Praxis. Die Adoptionsbewerber wurden immer vollständiger über ihr Kind informiert. Eltern klärten ihre Adoptionskinder immer früher über ihre Herkunft auf und seit den 80er Jahren werden vermehrt offene oder halb offene Formen der Adoption praktiziert, bei denen ein (indirekter) Kontakt zwischen Herkunfts- und Adoptivfamilie hergestellt und aufrechterhalten wird.
Diese und mehr historische Entwicklungen trugen dazu bei, dass es zur heutigen familienrechtlichen und kindesfreundlichen Sichtweise der Adoption gekommen ist, die allen zugute kommt.
Autor: Redaktion / Andrea
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